Melden sollte man das!
- lea singt mal
- 3. März 2022
- 3 Min. Lesezeit
ICE 656 nach Köln. Es ist kurz vor 7:00 Uhr. Der Großraumwagen 34 ist grade erst beim aufwachen, da kommt eine Ansage: „Wegen einer Weichenstörung konnten wir leider in Minden nicht an den Bahnhof heranfahren. Unser nächster Halt ist nun Herford. Von dort können Sie dann einen Zug nach Minden nehmen.“
Ganz normaler DeutscheBahn Quatsch richtig? Nicht für den Mann am Ende meines Waggons. Er schreit erzürnt durch den ganzen Wagen: „Sagen Sie mal was ist den los heute?! Den ganzen Morgen geht das schon so! Das kann ja wohl nicht war sein!“ Er stürmt fluchend den Gang entlang, zu den Schaffnerinnen am anderen Ende des Waggons. Kurz hinter ihm kommt eine junge Frau den selben Weg.
Der Mann schreit mittlerweile die Schaffnerinnen an, die ihm versuchen die technische Störung begreiflich zu machen. „DER HAT DOCH GEPENNT! DAS IST DOCH EINE AUSREDE! DA HÄTTE MAN DOCH DIE NOTBREMSE ZIEHEN MÜSSEN! MELDEN SOLLTE MAN DAS!!“ Die junge Frau scheint sich einzumischen. Ich kann zwar nichts sehen, aber er ranzt nun auch sie an: „ Sie halten sich jetzt mal schön hier raus und mischen sich da nicht ein!“ woraufhin sie auch lauter wird und genervt erwidert: „Ich wollte hier auch aussteigen!“ (Am Rande kurz: You go girl!)
Die Situation beruhigt sich etwas. Zumindest höre ich nun nichts mehr. Dann hört man plötzlich doch noch einmal den Mann schreien: „Der soll jetzt zurück fahren!! Das kann doch nicht war sein!“ Die Schaffnerinnen lachen nur darüber. Meiner Erfahrung nach dauert das sowieso auch länger. Hatte da ja mal so was wo wir zwischen Hamburg und Berlin drei mal hin und her fuhren, wegen eines Baumes der erst auf den Schienen lag und dann doch nicht mehr. Aber das verrate ich dem Man nicht. Ich habe keine Lust mich einzumischen und der ist mir sowieso viel zu unfreundlich.
Im Endeffekt stehen wir jetzt in Herford und warten auf die Menschen, die in Minden einsteigen wollten. Beim Aussteigen brüllte der Mann übrigens noch einmal: „Da muss man doch die Notbremse ziehen!“ und das war vermutlich das letzte, was ich je von ihm hören werde.
Ein sehr verwirrter Fahrgast kam dann den Gang entlang und schaute über meine Kopf hinweg auf den Bahnsteig, wahrscheinlich suchte er das Ortsschild. Auf meine Frage, ob ich ihm helfen könne, fragte er mich, ob wir in Köln seien. Da der Zug später geteilt werden soll dachte ich er meinte, ob er im richtigen Zug säße und so beantwortete ich seine Frage mit Ja. Zum Glück sagte ihm aber die Schaffnerin noch mal, dass wir in Herford seien, und ob er denn hier raus wolle. Daraufhin erwiderte er, er wolle nach Köln und da lachte sie und meinte: „Na dann müssen Sie doch noch ein bisschen bei uns bleiben.“ Auch er lachte und setzte sich wieder zurück an seinen Platz.
Hach herrlich solche Bahnfahrten! Ich bin ja der Meinung die DB hat eine RealityTV-Show verdient bei dem Kram der hier tagtäglich abgeht!
Um aber der Bahn gegenüber fair zu sein, muss ich noch ganz kurz erzählen, dass ich in der letzten Woche drei Züge mit immer etwa 20 Minuten zwischenzeitlicher Verspätung hatte. Alle diese Züge haben diese Verspätungen allerdings auch wieder aufgeholt und ich war immer pünktlich am Ziel. Auch dieser Zug, ICE 656, soll trotz Baustelle und Weichenstörung am Ende pünktlich in Köln sein. Wir dürfen gespannt bleiben. Immer ein kleines Abenteuer.
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