„Manche Menschen meinen…
- lea singt mal
- 14. Sept. 2019
- 3 Min. Lesezeit

…lechts und rinks könne man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!“
– Ernst Jandl
Der Linksverkehr. Ich dachte ja, ich hätte mich daran gewöhnt. Na gut, vielleicht schaue ich nicht immer gleich rechts, links, rechts, aber ob man jetzt drei oder vier Mal schaut ist doch auch nicht so wichtig. Außerdem sind die Briten ja sehr zuvorkommend! So steht hier häufig auf der Straße, wo man hinschauen muss.
Ich komme mitlerweile damit zurecht, dass die Busse links fahren, in denen ich sitze. Nur manchmal bin ich noch irritiert. Das ist ziemlich interessant. Wenn ich auf einer, von meiner Sicht aus rechten, Straßenseite laufe und auf dem Linken Fußgängerweg kommt mir ein Mensch entgegen, bin ich sofort der Meinung, dieser sei definitiv Ausländer oder kenne sich nicht aus. Denn er läuft ja nicht auf der linken Seite. Das sind seltsamer Weise die einzigen Momente, in denen mir der Linksverkehr wieder auffällt. Dann denke ich plötzlich: „Huch! Warte irgendetwas ist falsch!“ Das ist übrigens mega egozentrisch von mir, denn ich laufe nicht immer auf der Seite, wo die Autos fahren und trotzdem irritieren mich die Fußgänger.
Das Laufen ist aber kein großes Problem, denn ob man jetzt länger schaut, bevor man über die rote Ampel geht oder kurz stehen bleibt, weil ein Fußgänger in die falsche Richtung geht, ist eh nur ein Problem, wenn man in Eile ist. Ein Problem wird der Verkehr erst, wenn man wirklich auf der Straße fährt. Keine Sorge, ich habe meinen Führerschein nicht in drei Wochen gemacht und ich werde ihn hier auch sicher nicht machen! Aber ich habe ein Fahrrad. Das „Au-Pair-Fahrrad“, das ziemlich kaputt ist, bzw. war. Ich bin nämlich zum Fahrradladen gegangen. Richtig: gegangen. Das Fahrrad war ja kaputt. Aber sie haben es repariert. Auf dem Rückweg konnte ich also fahren…
Ich bin trotzdem erst mal gelaufen. Nur bis zum Kreisverkehr, denn hui so ein Kreisverkehr ist einschüchternd. Dann bin ich aber tatsächlich aufs Rad gestiegen und auf der Straße gefahren. Auf der Straße. Okay erst mal ging es nur geradeaus, das ging. Obwohl ich schon da ein paar Probleme hatte: Wer hat hier Vorfahrt? Rechts oder Links? Es kam zum Glück keiner und so musste ich mich erst mal nicht damit befassen. Ich hatte andere Probleme: Eine große gruselige Kreuzung, die mich an die Kreuzung Südwestkorso/Wiesbadener Straße/Laubacher Straße erinnerte, nur mit Linksverkehr und Fußgängern, die über rote Ampeln gehen. Okay so schlimm war sie gar nicht, aber ich bin trotzdem abgestiegen und über die Ampel (grün) gegangen.
Danach wollte ich eigentlich wieder aufsteigen, aber mich irritierte, dass auf der Straße „NO ENTRY“ stand. Es stand allerdings eigentlich für die andere Richtung dran, aber das ans Ende einer Straße zu schreiben erschien mir doch irgendwie widersinnig. Deshalb habe ich lieber noch etwas weiter geschoben, bis ich nur noch etwa 15 Minuten (zu Fuß) von zu Hause weg war: Eine Links- und eine Rechtskurve.
Also auf geht’s. Es fordert mich erstaunlich viel Konzentration, beim links abbiegen keinen großen Bogen zu fahren. Als ich bei der nächsten Kreuzung ankomme halte ich mal vorsichtshalber, denn ein Mann, der von rechts kommt, nimmt mir die Vorfahrt. „Problem gelöst!“ denke ich erfreut, bis ich sehe, dass der Typ auf sein Handy schaut. Er hat mich vermutlich gar nicht war genommen. Die Rechtskurve danach ist schon einfacher, als die links herum. Trotzdem bin ich danach froh, absteigen zu können.
Gut das in der Gegend hier die Leute so wenig Auto fahren!
Seltsam, ich empfand es immer umgekehrt: links rum, wo man an der Seite "kleben bleiben" kann, leicht; rechts mit der ungewohnt großen Kurve schwer.