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London calling - die Hinfahrt

5:00 Der Wecker klingelt und ich bin sofort wach. Nach fünf Minuten snooze stehe ich sofort auf. Das Adrenalin hält mich, obwohl nur sieben Stunden geschlafen, aufrecht. Papa bietet mir einen Kaffee an. Meine Antwort: "Ja... Oder nein doch nicht." Koffein gepaart mit Adrenalin ist eine üble Kombination. Maya ist trotz der frühen Uhrzeit überhaupt nicht mäkellig, verzichtet allerdings nicht auf den Kaffee.

6:00 Pünktlich verlassen wir das Haus. Als wir auf die Straße treten sitzt zur großen Überraschung Viola vor dem Haus gegenüber. Sie begleitet uns zum Bahnhof. Nachdem mein tonnenschwerer Koffer im Auto verfrachtet ist, die Gitarre obenaufliegt und alle sitzen fahren wir los in Richtung Spandau.

6:30 Wir kommen und der Zug fährt ein. 30 Minuten vor Abfahrt. Wir bringen also schon mal mein Gepäck in den Zug. Eine Dame beschwert sich, als wir ihren Koffer nach oben wuchten, er sei doch so schwer. Sie beruhigt sich allerdings schnell wieder, als ich ihr versichere, dass ich ihr helfen werde, wenn sie in Wuppertal aussteigt. Später wird sie meine Sitznachbarin

7:02 Der Zug fährt los. Der Abschied fällt schwer, und doch leichter als gedacht. Schon nach 10 Minuten sind die Tränen getrocknet und nur eine leichte Melancholie gepasrt mit freudiger Erwartung bewegt mich, als der Zug Berlin verlässt und in meinen Ohren 3. Stock von Annenmaykantereit dudelt. "Immer wieder schön, dich wieder zu sehen Wird immer schlimmer, wenn du gehst Am Bahnhof stehst, um den Zug zu nehmen Sich lang' nicht wiedersehen. Wird schon irgendwie gehen, macht manchmal traurig."

10:00 Ich schaue auf der Deutschen-Bahn-App, ob mein Zug so ankommt, wie er soll: 11:04 Köln Hauptbahnhof, die Endhaltestelle. Er tut es nicht. Er fährt gar nicht nach Köln, sondern fährt nur bis Wuppertal, weil ein anderer Zug eine Störung hat. Prima, dann steige ich wohl mit meiner Nachbarin aus! Also neue Verbindung: RE 7 Richtung Krefeld auf Gleis 1. Zum Glück habe ich den Zug in Köln zwei Stunden später gebucht! Nur eine halbe Stunde Umsteigezeit wäre ziemlich Knapp geworden. Besonders mit diesem Monate im von einem Koffer!

12:00 Köln Hauptbahnhof. Ich setze mich auf eine Bank, lege die Beine hoch auf meinen Koffer und mache die Gummibärchen auf, auf deren Tüte eine Britische Flagge ist. Es steht jedoch explizit drauf, dass die Gummibärchen in der EU außerhalb Großbritanniens produziert wurden. Eigentlich wollte ich hier Mittag essen, aber den Koffer einmal vom Gleis 8 auf Gleis 6 zu bekommen war so anstrengend, dass ich keine Lust habe, das ganze noch mal durchzuziehen und den Koffer am Bahnsteig zu lassen ist sicher keine gute Idee. Also bleibt es bei den Gummibärchen, Käsebrötchen und einem Apfel, dabei hatte ich so Lust auf Pizza. "Was soll's," denke ich mir "Auf dem Rückweg kaufe ich mir einfach hier was. Dann gehe ich halt nicht sofort auf den Bahnsteig wo mein Anschlusszug fährt" Das mein "Rückweg" noch in weiter Ferne Liegt und nicht in einer Woche oder so, habe ich wohl verdrängt und es dauert auch ein wenig, bis ich verstehe, dass ich gar keine Rückfahrkarte habe. So ganz begriffen habe ich die ganze Sache wohl doch noch nicht...

13:30 Ich setze meine Gitarre auf und gehe zu Abschnitt G des Gleises 6. Mein Rucksack hat einen Platz auf meinem Koffer gefunden. Es ist wahnsinnig heiß und ich bereue meine Jeans. Dann darf ich mal wieder meine eigene Blödheit unter Beweiß stellen, als ich in Abschnitt G ankomme. Vor Schreck zucke ich zusammen, weil meine Gitarre nicht mehr neben meinem Koffer steht. Aber nach ein Paar Sekunden wird auch mir, langer Leitung, bewusst, dass sie sich noch auf meinem Rücken befindet.

16:00 Brüssel. Die den ganzen Tag befürchtete Sicherheitskontrolle. Ist der Koffer doch zu groß oder zu schwer, zu dick oder irgendwas verbotenes drin, was ich nicht bedacht habe? Als es piept, als ich durch die Kontrolle gehe bin ich so abgelenkt, weil mein gesamtes Gepäck ohne Probleme durchgekommen ist, dass ich gar nicht richtig mitbekomme, wie gecheckt wird, dass sich keine Bombe unter meinem Top befindet. Nach der Sicherheitsdurchleuchtung muss man weiter zur Passkontrolle. Eine Polizistin oder Zollbeamte sitzt da und fürt mit jedem ein kleines Gespräch auf englisch, wärend sie Pass oder Ausweiß kontrolliert. Bei mir sah das etwa so aus: Sie: Hallo Ich: Hallo Sie: Woher kommen sie? Ich: Berlin Sie: Und wo fahren sie hin? Ich: Nach London. Sie: Ah, wo? Ich: Islington. Sie: Was machen sie da? Ich: Au Pair Sie: Wie schön und sie waren schon mal da? Ich: Ja Daraufhin gibt sie mir meinen Ausweis zurück und wünscht mir viel Glück. Und dann bin ich durch. In der Wartehalle muss ich noch knapp eine halbe Stunde Warten, bis das Boarding beginnt. Und dann geht es mit viel Koffergewuchte in den Eurostar, der kurze Zeit später Richtung London St Pancras davon düst.

18:30 Britische Zeit Endlich bin ich in London St Pancras angekommen. Als ich meinen Koffer aus dem Zug hebe, verliere ich den Halt vom Griff und er fällt mir volle Kanne auf die Füße. Das gibt einen Blauer Fleck! Ich stehe also auf dem Gleis mit schmerzendem Fuß und muss mich auf den Weg zum Ausgang machen. Dort wartet noch meine größte Herausforderung der ganzen Anreise: Ich muss ein Taxi bestellen. Erst mal ist es ganz einfach. Ich sage, wo ich hin will und der Fahrer steigt aus um mir mit meinem Koffer zu helfen. Er meint, ich solle zuerst einsteigen und danach heben wir den Koffer hinterher. Ich also mit dem Kopf voran ins Taxi. Leider habe ich eine Kleinigkeit vergessen: Auf meinem Rücken befindet sich immer noch die Gitarre, diese ist höher als die Tür des Taxis und so bleibe ich eben an dieser Tür auch hängen. Ich stolpere, falle zurück, versuche noch mich festzuhalten und Lande schließlich sitzend im Fußraum. "Oh!" Sage ich auf englisch "Die hatte ich vergessen" Der Taxifahrer lacht und hilft mir die Gitarre abzusetzen. Dann setze ich mich hin. Er hebt meinen Koffer und Taxi und ruft überrascht aus: "Wow, emigrieren sie?" Ich lache nervös und antworte nur: "Ja irgendwie schon." Britische Taxis haben in der Kabine der Kunden nämlich einen Riesen Fußraum, wo sowohl meine Füße, als auch mein ganzes Gepäck reinpasst. Wir fahren eine Weile und schließlich bin ich wahnsinnig stolz, weil ich den Taxifahrer auf den letzten Metern zum richtigen Haus führen kann.

Ja und dann bin ich wirklich richtig angekommen.

 
 
 

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