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Let me take you by the hand and lead you through the streets of London...

...I show you something...

London ohne Touristen ist unvorstellbar, doch aufgrund der Reisebeschränkungen weltweit ist diese seltsame Vorstellung Realität geworden. Dort wo noch vor einigen Monaten Extinktion Rebellion streikte, wo jährlich die größte Musical show Londons stattfindet, ist zur Zeit tote Hose. Der große Trafalgar Square liegt verlassen da. Nur einzelne Londoner verteilen sich auf dem sonst so belebten Platz vor der National Gallery. Normalerweise ist es unmöglich den Platz zu überqueren, ohne ausversehen bei Touristen mit auf einem Bild abgelichtet zu werden. Jetzt stolpert das Auge nur über die Einwohner, die auf die große Statue in der Mitte des Platzes klettern und sich auf die vier dazugehörigen Löwen setzen, was normalerweise streng verboten ist. Ich glaube ja, das Verbot besteht aufgrund der Legende, die besagt, dass wenn Big Ben 13 Mal schlägt, die vier Löwen am Trafalgar Square zum Leben erwachen. Big Ben ist aber in ein Gerüst gekleidet und läutet bis 2024 nicht mehr, es besteht also keine Gefahr.

Zwischen dem Parlamentsgebäude und dem Trafalgar Square liegt die Downing Street, in der Borris über neuen Ideen brütet, wie er die Briten immer wieder überraschen und aus ihren Regenwolken plumpsen lassen kann.

Nahe der Downing Streets liegt St. James's Park, der zum Buckingham Palace führt. Hier wimmelt es normalerweise von Menschen. Alle wollen ein Foto vom Heim der Queen machen und ist gerade auch noch Wachablösung, ist die Hölle los. Aber jetzt liegt alles ruhig und friedlich da. Man kann entspannt am Zaun entlang gehen und das Gebäude bewundern. Vielleicht fragt man sich auch, warum nicht die üblichen Guards mit der roten Uniform als Wachposten aufgestellt sind.

Vom Buckingham Palace kommt man relativ einfach über Green Park und kleine Gassen nach Piccadilly und Soho. Dort wo normalerweise das Nachtleben tobt und viele Theater des Westends stehen ist es menschenleer. Kaum ein Auto fährt durch die sonst mit Stau verstopften Straßen. Dann und wann fährt ein leerer Bus vorbei, in den niemand einsteigt.

Beenden wir die Runde mit Covent Garden. Covent Garden ist eine der schönsten Gegenden Londons. Gerade aus diesem Grund befinden sich hier vermutlich auch Läden wie Chanel und Tiffany, aber deswegen ist es hier nicht so schön. Covent Garden ist ein Gewirr aus kleinen Gassen mit zum Teil farbigen, zum teil Backsteinhäusern. Kleine Boutiken reihen sich aneinander und ein Schaufensterbummel ist jetzt noch schöner, wenn man nicht alle Nase lang mit jemandem zusammen stößt. Das Zentrum Covent Gardens ist die Große Markthalle. (Für die Berliner: Die Markthalle erinnert mich immer ein bischen an die Hackischen Höfe.) Es gibt zwei von ihnen. Eine mit einem tatsächlichen Markt, wo unabhängige Verkäufer ihren Ramsch verkaufen und man kleine Schätze finden kann. In der anderen Halle gibt es kleine Cafés, in denen es normalerweise schwer ist einen Platz zu finden, und kleine Teegeschäfte und Parfümerien. Hier tobt der Bär. Es gibt Musikanten, die die Menschen unterhalten und es ist laut und voll und stickig und irgendwie gestresst.

Aber nicht heute. Heute liegt das ganze Viertel verlassen da. In den Straßen ist außer uns keiner und die Markthalle ist so ruhig und still, dass es fast ein bischen gruslig ist. Kann das London sein? Dieses verlassene Ghosttown hat so wenig von der gestressten Großstadt in der alle von hier nach da rennen, einen Termin nach dem anderen erledigen müssen und ihren Kaffe lieber "to go" als "to stay in" nehmen.

Ich glaube, ich finde Lockdown gar nicht so schrecklich... something that makes you change your mind.


(Die Situation hat sich mitlerweile wieder etwas gewandelt. Seit einer Woche sind wieder einige Geschäfte offen und mit Gesichtsschutz sind auch öffentlich Verkehrsmittel wieder zugänglich. Darum ist das Zentrum nicht mehr so verlassen, wie noch vor ein paar Wochen. Nur als kurze Information am Rande)



 
 
 

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