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Eine heiße Milch mit Strohhalm

Aktualisiert: 27. Nov. 2020

Es gibt so Tage, da ist alles doof: Da ist man zu spät im Bett gewesen, hat zusätzlich schlecht geschlafen und egal was man tut, man hat einfach schlechte Laune. Am Abend sagt man sich dann: „Heute war ein Sch***tag!“ Dann schaut man noch eine Folge Friends und geht dann aber früh ins Bett, damit wenigstens Morgen besser wird. So ein Tag war Dienstag.

Am Mittwoch wachte ich deutlich ausgeruhter auf. Um sicher zu gehen, dass dieser Tag auch ja nicht so schlimm wurde wie Dienstag und sich das Ganze nicht in einen Wochenlauf entwickelte, ging ich morgens bei meinem Lieblingscafé vorbei, um mir einen Berry-Smoothy zu kaufen. Einen Kaffee hatte ich schon zu Hause getrunken und es sollten 27°C werden, also war eine fruchtige Erfrischung, von der die Zunge lila wird genau richtig.

Als ich beim Café ankam stand grade ein Vater mit seiner kleinen Tochter an der Theke. Ich stellte mich also draußen an die geöffnete Tür und wartete bis sie ihre Bestellung erhalten hatten. Die Kleine war vermutlich etwa zwei Jahre alt. Sie trug ein süßes Sommerkleid und hatte ihren Roller dabei. Ihr Papa bestellte eine heiße Milch für sie. Der Mann, der hinter der Theke stand, ist mir einer der Liebsten aus der Familie, die das Café führt. Er hat einen dicken schwarzen Bart, viele Tattoos an Armen und Beinen und trägt immer eine schwarze Wollmütze auf dem Kopf. Er ist relativ klein und unfassbar lieb. Meistens erinnert er mich an einen Teddybären. Er gab der Kleinen die Milch in einem weißen To-go-Becher mit schwarzem Deckel. Bevor er ihr die Milch übergab nahm er noch einen schwarzen Strohhalm und steckte ihn in das kleine Loch im Deckel, aus dem man normalerweise trinkt. Dann überreichte er ihr den Becher. Sie nahm ihn glücklich entgegen, doch ihre kleinen Hände konnten ihn nicht richtig festhalten und der Becher fiel auf den dunklen Holzboden. Schnell hob ihr Papa den Becher wieder auf und zum Glück war fast nichts ausgelaufen, da der Deckel hielt und dessen Loch ja durch den Strohhalm verstopft war. Sie bekam einen neuen Strohhalm. Dann nahm der Papa den Roller und die Kleine hielt den Becher ganz fest, als sie raus in die Sonne trat. Ihr Papa sagte zu ihr: „Say: Bye, bye.“ Komplett auf die Milch fixiert nuschelte sie: „Baba.“ Der Mann im Café grinste und der Papa lachte mich an, als er auch aus dem Café trat. Ich grinste zurück und trat glücklich ins Café um mir meine kalte Beerenmatsche zu bestellen.

 
 
 

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