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An einem frühlingshaften Wintertag bei IKEA

Draußen wütet der Sturm. Der Regen prasselt aufs Dach und ich sitze gemütlich drinnen und komme endlich mal wieder dazu zu schreiben. Gestern sah das Wetter noch ganz anders aus: Die Sonne schien, es war warm und der Himmel blau und klar. Und was macht man an so einem schönen frühlingshaften Tag an dem die Krokusse in der Sonne leuchten und die Osterglocken ihre Blüten öffnen? Richtig, man fährt zu IKEA.

Eine Fahrt zu IKEA ist hier eine ganz andere Unternehmung, als in Berlin, wo ich drei Stationen mit der S-Bahn brauche. Hier fahre ich mit dem Bus 341 bis zur Endstation: Angel Road Superstores, oder wie die Anzeige an der Haltestelle es anpreist: Angel Road IKEA. Einmal komplett durch Islington und Tottenham, am tottenhamer Stadion vorbei (dem man im Vorbeifahren die Zunge rausstreckt), bis man am Rande der Stadt ankommt. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, ob das tatsächlich der Stadtrand ist, aber es ist deutlich windiger dort, grüner und hügeliger und weniger mit Wohnhäusern bebaut. Also quasi im Nirgendwo.

Im IKEA ist es so wie in jedem IKEA. Man fährt mit einer Rolltreppe nach oben, wo einen das Restaurant empfängt, wo man natürlich etwas isst. Das einzige wo ich mir nicht sicher bin ist, ob es in Deutschland auch Fish and Chips gibt. Beim Essen werden wir von einem IKEA-Angestellten unterhalten, der laut vor sich hinsingt, als er die dreckigen Tabletts wegräumt.

Schließlich sind wir fertig und machen uns auf den Weg durch die ganzen kleinen Apartments. Wäre es nicht toll, dieses Bett zu haben? Oder diese Couch? Oh ja die Couch ist so gemütlich. Aber ich würde das Zimmer ganz anders streichen. Das schwarz ist im Winter doch viel zu dunkel. Auf dem Weg begegne ich ein paar Mal meinem grauen Sessel, der in Berlin unter meinem Hochbett auf mich wartet, nur ist er hier nicht immer grau. In jeden einzelnen lasse ich mich plumpsen und jeder einzelne fühlt sich genauso an wie meiner. Das ist das tolle an IKEA. Egal wo du bist, bei IKEA findest du immer ein kleines stück zu Hause. Sofern du IKEA Möbel gekauft hast.

Nach den spannenden Apartmentbesichtigungen geht es nach unten. Normalerweise fragt man sich hier, ob man nicht neues Geschirr brauche oder Kerzen, Servierten oder drei kleine Kakteen. Diesmal kommen wir aber fast ohne Kopfzerbrechen in die Lagerhalle mit den ganzen Paketen. Diese riecht exakt genauso, wie die in Berlin. Prompt frage ich mich, ob der Geruch einfach passiert oder ob sie ihn synthetisch herstellen, damit eine Wiedererkennung entsteht. Meine Wiedererkennung wird allerdings zerstört, als ich zu den Kassen nach rechts und nicht nach links abbiegen muss.

Hinter den Kassen kann man aber natürlich, wenn man mag noch etwas Kleines zu Essen kaufen, wie einen Hot Dog, Softeis oder Doughnuts. Und wenn das nicht reicht kann man immer noch Snacks mitnehmen. Die Zimtschnecken sind für mich ein Muss. Deswegen bin ich schließlich gekommen. An der Kasse fragt mich die Kassiererin, ob ich eine IKEA-Family karte habe. Ich verneine, woraufhin sie das Gesicht verzieht. Mit einer Family karte würden die Zimtschnecken nur ein Pfund kosten, so kosten sie 1,85. Ich zucke die Schultern. Sie wendet sich an die Schlange hinter mir. „Hat irgendjemand eine Family Card?“ Der man hinter mir zückt sein Portemonnaie. „Ja, ich habe eine. Wegen des Rabatts?“ Die Kassiererin nickt und scannt seine Karte. „Jetzt schulden sie ihm einen Kaffee.“ Sagt sie zu mir. Ich bin ganz verwirrt und bedanke mich überschwänglich bei dem Mann, der nicht auf einen Kaffee besteht und seine eigenen Zimtschnecken kauft.

Was für kleine Dinge einem doch den Tag versüßen! Ich kaufe mir daraufhin noch gefrorene Himbeeren im Supermarkt neben IKEA und fahre glücklich die Stunde mit dem Bus nach Hause.

 
 
 

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