Abschied nehmen
- lea singt mal
- 26. Aug. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Es ist die Frage, die ganze Zeit bevor es losgeht: Ist man traurig oder ist man aufgeregt oder keins von beidem? Die letzten Male sind alle surreal. Irgendwie versteht man nicht, dass es das letzte Mal Chor, das letzte Treffen mit Freunden oder der letzte Gemüsedöner bei Chebos ist. Vor der Abschiedsfeier habe ich die gleichen Bedenken, wie vor jeder Feier. Haben wir genug Getränke? Werden sich alle gut verstehen? Kommen alle miteinander aus? Ob es genug zu essen geben wird? Wird das Wetter gut? Die ganze Feier war auch wie eine ganz normale Gartenparty mit sehr vielen Leuten, bis die Leute gehen. Denn dann kommt dieses Gefühl von Abschied. Eine Mischung von Traurigkeit, Liebe und Surrealität bildet im Bauch einen Knoten. Man hält sich gefühlte Stunden im Arm, aber will nicht loslassen. Zum Teil wird man auch drei Mal so umarmt und auch dann will der Freund oder die Freundin nicht gehen. Weinen kann ich nicht. Zwar bin ich traurig, aber die Situation ist für mich noch zu unwirklich. Paul ist der Letzte an dem Abend von dem ich mich verabschiede. Bevor er geht sagt er: "Na guck mal, sieh es doch mal so: Du verlierst doch nichts, du gewinnst doch nur!" Aber verliere ich nicht die Zeit mit meinen Freunden und der Familie in Deutschland? Versteht mich nicht falsch. Ich zweifele nicht an meiner Entscheidung, in diesen Zug gestiegen zu sein, aber dennoch ist das der Gedanke, der den Abschied so schwer macht. Von Mama wird sich schon am Samstagabend verabschiedet, die darf morgen ausschlafen. Zum Bahnhof bringen mich Viola, Maya und Papa. Als ich schon im Zug am Fenster sitze machen sie Quatsch, Pantomime und Maya tanzt und singt Heimhandwerker. Damit bringen sie mich zum Lachen. Dann um 7:02 stehen Viola und Maya in Startposition. Langsam setzt sich der ICE in Bewegung. Papa bleibt stehen und sinkt mir zu. Auch Viola bleibt nach einiger Zeit stehen, aber Maya rennt weiter und winkt weiter. Doch der ICE fährt unerbittlich weiter. So bleibt auch sie irgendwann stehen und winkt nur noch. Während der ICE aus dem Spandauer Bahnhof fährt und die Sonne als orangene Scheibe darüber aufgeht, sitze ich auf meinem Platz und mir laufen die Tränen über die Wangen. Also meine Lieben, ich bin dann mal weg!
Comments