15 Dinge, die man in Zeiten der Selbstisolation machen kann
- lea singt mal
- 5. Apr. 2020
- 8 Min. Lesezeit
Ich muss wirklich sagen: So habe ich mir mein Auslandsjahr nicht vorgestellt! Ich bin in London, einer der aufregendsten Städte der Welt und komme aber nicht aus Islington raus, bzw. aus meinem Haus. Natürlich nervt mich die Situation, natürlich bin ich sauer und frustriert. Vor allem nachdem mich gestern die Polizei anhielt, nach Hause zu gehen, als ich für ein paar Minuten auf einer Parkbank in der Sonne saß, bin ich unfassbar wütend.
Trotzdem können wir die Situation leider nicht ändern und müssen uns so weit wie möglich damit arrangieren. Also habe ich jetzt ein paar Ideen, was ihr so machen könnt, in der vielen Zeit, die ihr jetzt habt (sofern ihr nicht von zu Hause arbeitet oder im Krankenhaus). Viele der Sachen habe ich noch vor oder habe ich schon gemacht. Die Ideen sind nicht sonderlich kreativ, aber vielleicht ist ja trotzdem was dabei, woran ihr noch nicht gedacht habt.
1. Eine Schallplatte hören Keine Sorge, ich meine nicht, dass ihr euch jetzt alle einen Schallplattenspieler kaufen müsst. Das ist etwas, das mir meine Oma an Weinachten erzählte. Sie meinte, sie setze sich dann und wann total gerne hin und höre eine Schallplatte von Vorne bis hinten. Das Bewusstsein ist bei einer Schallplatte natürlich noch einmal geschärfter: Wann muss ich umdrehen, wie klingt die Nadel auf der Platte und wie gut ist die Qualität auch nach all diesen Jahren noch. Schallplatten haben eine Ruhe und Entschleunigung, ja fast etwas Meditatives, das sonst kaum ein Gegenstand in mir auslöst. Aus diesem Grund würde ich Schallplatten immer meine erste Wahl, aber eigentlich geht es mir hier um etwas anderes:
Wann habt ihr das letzte Mal ein Album oder eine CD wirklich von Anfang bis zum Ende gehört? Wann wirklich ein ganzes Hörbuch in einem Stück sieben Stunden durchgehört. (Mama, du zählst nicht als Allgemeinheit hier, du bist was Hörbücher geht einfach außerordentlich bewandert!) Wann habt ihr das letzte Mal die Musik nicht einfach im Hintergrund laufen lassen, sondern wirklich zugehört, auf den Text geachtet, die Melodie verfolgt? Probiert es doch mal. Auch auf Streaming-Diensten ist das möglich. Das Bewusstsein ist nur vielleicht nicht so extrem.
2. Einen Film schauen
„Wow Lea, da wäre ich ja nie von selbst draufgekommen!“ denkt ihr euch sicher. Ja ich weiß, einen Film zu schauen ist kein Geheimtipp, aber es geht mir auch hier wieder ein bisschen um etwas anderes: Jeder hat doch diese Filme zu Hause, die immer zu lang sind. Ob das jetzt Titanic, Harry Potter oder die BBC-Verfilmung von Stolz und Vorurteil ist. Diese Filme, wo man, wenn man abends noch schnell einen Film schauen möchte, sagt: „Ach nee, der dauert zu lange, das wird dann zu spät.“ Holt sie raus, schaut sie euch an, denn jetzt habt ihr die Zeit! Ich habe das Glück, dass das englische Netflix einige BBC-Verfilmungen anbietet, wie North&South (Norden und Süden) oder Sense&Sensebility (Sinn und Sinnlichkeit) oder auch Stolz und Vorurteil in einer sechs Stunden Verfilmung mit Collin Firth als Mr. Darcy. Ich weiß noch, wie ich die gleiche Verfilmung gesehen habe, als ich nach meiner Operation im Sommer 2018 noch halb auf den Betäubungsdrogen sowieso nichts tun konnte, als auf dem Sofa zu liegen. Was sind eure „zu langen“ Filme, die ihr nur rausholt, wenn ihr krank seid?
3. Lesen
Wieder so Offensichtlich! Und ich nenne mich kreativ… Und doch gehört es nun mal dazu: Die ganzen Bücher, die ich hier gekauft habe, aber die ich nie las, weil ich einfach nicht die Zeit fand. Ich lese sie jetzt alle. Aber damit ist es ja noch nicht vorbei, man kann doch so viel anderes auch noch lesen: Eine ganze Zeitung oder Zeitschrift, einen Blog (Hallo 😊) Häkelanleitungen, Theaterskripts, alte Tagebücher und Notizbücher oder einfach alte Briefe und Postkarten (falls man die, wie ich auch alle aufgehoben hat…)
4. Aufräumen
WAS? LEA RÄUMT AUF?! Ja stellt euch vor. Schon am ersten Wochenende in Quarantäne habe ich die Ärmel hochgekrempelt und das gesamte kleine, aber doch ziemlich verramschte, Häuschen aufgeräumt, mit Küche und Bad. Und das war lustig! Besonders gelacht habe ich, als ich hintereinander die Bücher Mad, Bad and Sad (Schlecht gelaunt, Schlecht und traurig), Wann wird es endlich wieder so, wie es war? Und The woman who went to bed for a year (Die Frau, die für ein Jahr ins Bett ging) aus einem Schrank zog. Drei Titel die, wie ich fand, wie die Faust aufs Auge auf die Corona-Situation passten. Aufräumen kann spaß machen! Musik an (Ja im Hintergrund, alles zu seiner Zeit) oder gleichzeitig mit jemandem telefonieren, der oder die auch grade den Frühjahrsputz bewältigt und schon geht es ratzfatz.
5. Schreiben
Zum Beispiel einen Blog darüber, was man mit dem ganzen gehamsterten Klopapier macht, wenn das hier endlich alles vorbei ist, oder eine Kurzgeschichte, ein Gedicht oder eine Rede über ein Thema, das euch sehr interessiert. Das klingt so nach Aufgaben von früher aus dem Deutschunterricht, aber seien wir doch mal ehrlich, das war das einzige, was in Deutsch wirklich spaß machte und wenn man gerne Schreibt, macht es das auch noch heute! Probiert es doch mal. Was beschäftigt euch? Welche Themen knabbern immer am Rande eures Hirns. Nehmt sie auseinander, verarbeitet sie!
6. Spazieren und Kaffee trinken
Bleibt drinnen. Isoliert euch. Seht keine Menschen.
Ich sage Nein: Geht raus, genießt die Wunderschöne Sonne und kauft euch einen Kaffee. Eine Stunde „Exercise“ am Tag ist dehnbar und so lange ihr Abstand zu den anderen Menschen haltet, Freunde nur mit einem Fuß check begrüßt und ansonsten Abstand haltet und am Ende Hände wascht, ist das okay! Ich will niemanden zwingen, rauszugehen, aber gelegentlich ein bisschen Vitamin D ist wichtig für euer Wohlbefinden. Es mach euch wirklich glücklicher! Und wenn ihr schon unterwegs seid, geht doch in eines der kleinen Cafés, die noch „zum Mitnehmen“ anbieten. Die kleinen Unternehmen haben grade so zu kämpfen und es ist so wichtig, dass man ihnen unter die Arme greift! Ich versuche mindestens einmal in der Woche bei meinem Lieblingscafé hier vorbeizuschauen und einen Cappuccino mitzunehmen, wenn ich spazieren gehe. Und ich gehe viel Spazieren, ja auch mit anderen Leuten, bzw. immer nur mit einer Freundin. Dabei halte ich mich auch nicht an die eine Stunde. Teilweise bin ich vier oder fünf Stunden unterwegs. Ich brauche das aber auch! Ich glaube, ich werde dazu noch einen anderen Beitrag hochladen, das sprengt jetzt ein bisschen den Ramen. Vorerst nur so viel: Urteilt nicht so hart über die die draußen sind und andere Menschen treffen. Ihr könnt nicht wissen, wie ihre Situation ist.
7. Kreativ werden
Meine Lieblingsbeschäftigung! Ob malen, basteln, kleben, reißen, häkeln, stricken oder nähen. Fast alles ist möglich. Und alles kann man lernen. Das Internet bietet so viele Anleitungen, die zum teil auch super einfach umzusetzen sind, dass es wirklich für jeden möglich ist, kreativ zu werden. Habt ihr schon mal mit einem Pinsel und einem Tuschkasten ein Spritzbild gemalt. Eine der Einfachsten und lustigsten Sachen der Welt und die Ergebnisse sehen immer cool aus.
Mandalas! So simpel und doch so genial. In allen Schwierigkeitsgraden kann man sie aus dem Internet runterladen und ausmalen. Damit kann man Stunden verbringen. Währenddessen ein schönes Hörbuch an und ratzfatz ist ein halber Tag um.
Probiert es doch mal! Kreativität entsteht meiner Meinung nach immer aus Langeweile und davon haben wir ja zurzeit definitiv genug!
8. Ein Instrument lernen
Ihr habt keins zu Hause? Dann singt doch einfach. Lernt ein Lied oder wie man durch die Zähne pfeift, auf einem Kamm spielt oder die Mundharmonika. Musik ist so vielfältig, dass für jeden was dabei ist. Das Klavier staubt in der Ecke oder die Gitarre hängt seit einem Jahr an der Wand, weil ihr euch nicht aufraffen könnt zu üben? Dann macht es doch jetzt! Ich bin super stolz, weil ich jetzt „Mad World“ auf der Gitarre begleiten kann. Besonders Gut ist es nicht, aber wen kümmert’s im Moment kann ich es eh niemandem vorspielen.
9. Soziale Kontakte pflegen
Das geht auch ohne sich zu treffen! Das mache ich seid sieben Monaten so. Ob FaceTime, Skype, WhatsApp, das gute alte Festnetz oder ein Brief, auch während man sich selbst isoliert kann man Kontakt halten und pflegen.
Eine meiner besten Freundinnen hier wohnt in East Dulwich (Das w wird nicht gesprochen, genauso wie bei Greenwich), einem südlichen Stadtteil Londons, der von Islington etwa so weit entfernt ist, wie Pankow von Zehlendorf. Sie in diesen Zeiten, auch nur für einen Spaziergang, zu treffen ist unmöglich. Deshalb telefonieren wir ganz häufig miteinander, zum Teil auch über einige Stunden. Währenddessen kocht der Andere halt oder spielt Gitarre, räumt auf oder malt ein Bild. Dann redet man wieder mit einander und dann wieder macht jeder seine Sachen. Aber man macht es nicht allein, sondern hat ein bisschen Gesellschaft.
Ich habe auch letztens mit einer Bekannten aus meiner Schulzeit telefoniert, von der ich schon dachte, wir hätten den Kontakt verloren und würden uns nie wiedersehen. Es war natürlich etwas seltsam, aber letztendlich total schön, sich eine Stunde auf den neusten Stand zu bringen.
10. Zukunft planen
Vielleicht solltet ihr nicht einen Flug für Ende April oder Anfang Mai buchen, aber ihr könnt euch doch trotzdem Gedanken, was ihr machen wollt, wenn das hier endlich vorbei ist. Ich werde auf jeden Fall ins Musical gehen und einen Kaffee (sitzend!) in meinem Lieblingscafé trinken und am Abend geht es dann Burger essen. Oh und ich werde natürlich ganz viel Bus und U-Bahn fahren und ganz viele Leute treffen und jedem, dem ich begegne ein High Five geben!
11. Einen Pyjama Tag machen
Das sollte man natürlich nicht jeden Tag machen, denn dann wird man schlunzig und unmotiviert. Aber mal einen Tag im Schlafanzug bleiben, die Ausgangssperre so richtig zu genießen und mit Schokolade und einem guten Kaffee den ganzen Tag im Bett bleiben. Das ist auch mal nötig.
12. Kittchen-Zeit (Ja der Rechtschreibfehler ist Absicht!)
Wann habt ihr das letzte Mal etwas Neues in der Küche ausprobiert? Es gibt ja Menschen, die das regelmäßig machen, aber die meisten von uns machen dann halt doch wieder Nudeln oder Rührei oder Rührei mit Nudeln.
Kochen ist, glaube ich, das was ich am meisten in der Quarantäne gemacht habe, außer zeichnen. Falls ihr Inspiration braucht kann ich euch zum Backen sehr die Rezepte von Cynthia Barcomi empfehlen. Ich glaube mein Hefeteig ist noch nie so schön aufgegangen, wie nach ihrem Rezept. Für Essen kann ich euch die Rezepte von Jamie Oliver sehr empfehlen. Besonders die Gerichte aus seinem Kochbuch „VEG“ sind unfassbar einfache aber gleichzeitig vielfältige Gerichte aus Gemüse. Mein Favorit daraus bisher war glaube ich die Spinateierkuchen und die Süße Lauch Carbonara (und ich mag eigentlich keinen Lauch) Jamie Oliver hat auch eine Fernsehserie, die ich sehr empfehlen kann, wo er jedes seiner Gerichte vorkocht. Im Zusammenhang damit zeigt er auch die Koch- und Esskulturen an den unterschiedlichsten Orten der Welt. So habe ich zum Beispiel gelernt, dass in Israel Humus nur zum Frühstück gegessen wird. Nach zwölf oder dreizehn Uhr kann man Humus darum in den Restaurants dort nicht mehr kaufen.
13. Sport machen
Das möchte ich kurzhalten, da ich bisher noch kaum zum Sport machen gekommen bin. Aber hier ein Paar Ideen, wie man sich auch in Selbstisolation fit halten kann:
· Joggen gehen
· Yoga
· Homeworkouts (30 Squads und 50 Liegestütz oder so)
· Einen Hand- oder Kopfstand lernen
· Pilates
· Springseil hüpfen
· Musik hören und dazu tanzen (Das habe ich tatsächlich schon häufig gemacht)
14. Quality Time
Das kommt doch sonst auch immer zu kurz. Ein Abendessen mit der Familie oder ein Spielabend. Verbringt wieder mehr Zeit miteinander, jetzt wo ihr sie habt und nicht andauernd müde seid. Das ist doch momentan das tolle: Alle Rücken zusammen alle hocken aufeinander und alles wird irgendwie gemütlicher. Ein bisschen wie vor Weihnachten, nur sonniger. Kekse kann man jetzt auch gut zusammen backen oder sich gegenseitig vorlesen, miteinander reden. Lernt euch wieder besser kennen!
15. Puzzeln
Der letzte Retter, wenn gar nichts mehr geht. Kramt das 1000er Puzzle aus dem Schrank und fangt an. Erst der Rand und dann die Mitte. Oder versucht es doch mal andersherum. Das ist etwas, das sicher Tage dauert und dann ist schon wieder eine Woche um.
Ich hoffe ich konnte euch die Zeit des Stillstandes etwas abwechslungsreicher gestalten und wenn auch nur dadurch, dass ihr euch die ganzen Ideen durchgelesen habt und befunden habt, dass ihr diese nicht machen werdet. Ansonsten: Haltet die Ohren steif!
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